1898 gab der Senat der Baudeputation deshalb den Auftrag, eine „Vorlage eines Projektes zur Erbauung einer Badeanstalt im Krähenteich“ zu erarbeiten. „De Pütt“ sollte ein Freibad werden. Für den Krähenteich sprachen „die günstige zentrale Lage dieses Gewässers“ und die frische Strömung. Denn „selbst in der trockensten Zeit durchfließen stündlich mindestens 1.100 Kubikmeter Wasser den Teich, wodurch eine ausgiebige Erneuerung desselben gewährleistet wird“, wie die Baudeputierten festhielten. Das Wasser strömte aus der Wakenitz und vom Ratzeburger See in den
„Pütt“.
Im Sommer 1899 wurde „mit der Ausbaggerung des Teiches begonnen und die Wassertiefe, die vorher nur 50 bis 60 cm betrug, auf durchweg 2,50 m, vor dem Platze der zukünftigen Badeanstalt auf 3,50 m gebracht.“ Von Dezember 1899 bis Mai 1900 wurde gebaggert, Sand aufgeschüttet, Pfähle in den Boden gerammt und gezimmert.
Am 20. Mai 1900 wurde „die städtische Doppelbadeanstalt im Krähenteich“ eröffnet.
„Doppelbadeanstalt“ - weil hier beide Geschlechter baden durften - getrennt durch ein „30 Meter langes“ und „ein Meter hohes Kreuzgitter“, was in der Zukunft noch zu Problemen führen sollte.
Lübeck hatte sich ein richtig schickes, modernes Freibad mitten in die Stadt gesetzt. Ein imposanter Holzbau mit Balkon, Treppen, kleinen Nebenhäusern, spitzen Dächern, der Mittelbau in dunkelrot gestrichen. „Eine Zierde der ganzen Gegend“, schwärmte die Presse und beschrieb die Konstruktion: „Das Badehaus ist auf einem Pfahlgerüst aus eichenen Rammpfählen, im ganzen 260 errichtet. Die Bassins für Nichtschimmer mit einer Wasserfläche von je 138 qm, welche von denen für Schwimmer, 150 qm Wasserfläche, durch einen Laufbalken getrennt sind … Die Länge der Schwimmbahn für Herren beträgt von der Anstalt aus genau 100 m und ist durch einen Grenzpfahl mit Ringen zum Ausruhen bezeichnet. Die Damen haben eine Schwimmbahn von 75 Metern Länge, ebenfalls durch einen Grenzpfahl
kenntlich gemacht … Die Anstalt enthält zwei Abteilungen, je eine für das männliche und das weibliche Geschlecht.“ Die Herren verfügten über „35 Einzelzellen“. Darüber hinaus gab es „63 Auskleideplätze für Knaben in offenen Hallen“. Dort standen „umlaufende Bänke“. Jedes Kind hatte „ein verschließbares Spind“. Es gab
„Spiegel und Stiefelknechte“. Die Damenabteilung hatte „41 Zellen und in der Halle
nochmal 10 offene Ankleideplätze mit Schränken“. Auch diese Zellen waren komfortabel ausgestattet, hatten eine „Bank, Wandbord, Kleiderriegel, Spiegel, Fußkorb und Stiefelknecht“ und waren „gut ventiliert“. Jede Abteilung hatte ein eigenes „Krankenzimmer. Es gab einen Geräteraum und ein Zimmer für den Bademeister bzw. die Bademeisterin.“
Im „Damenbade“ stand für Notfälle eine „elektrische Glockenanlage, um bei Unglücksfällen das Personal des Herrenbades herbeirufen zu können“. Im „Herrenbade“ hing ein „Telephonapparat“.
Für den Fall, dass das Bad zu voll war und die Gäste warten mussten, waren „Warteräume“ mit „Wiener Mobiliar“ eingerichtet worden, wo „Tageszeitungen, mehrere Illustrierte und die Schwimmer-Blätter“ auslagen. „Zwei Rettungsbote“ lagen am Ufer „vor der Anstalt zu etwaiger Hilfeleistung bereit.“
Ein Einzelbad mit Zelle kostete 20 Pfennige, ein Einzelbad mit offenem Ankleideplatz 10 Pfennige.
Badekleidung konnten sich die Gäste leihen, sie wurde sogar gewaschen: „Eine besondere Sorgfalt wird der Anstaltswäsche zugewandt, welche stets nach einmaliger Benutzung in der Dampfwäscherei der Armenanstalt gereinigt wird. Jeder Badegast erhält die Wäsche also in tadellos sauberem, frisch duftendem Zustande.“